Was ist Nordic Walking?

Nachdem die Sportart Walking 1986 durch Prof. Klaus Bös von Finnland nach Deutschland importiert wurde, ist eine ungebrochen ansteigende Zuwachsrate an Walkern in der BRD zu verzeichnen. So nimmt es nicht Wunder, dass auch die Sportart Nordic Walking hier bei uns auf fruchtbaren Boden fällt. Während wir inzwischen nach 18 Jahren Walkingerfahrung guten Gewissens behaupten können, dass Walking keine Trendsportart ist, sondern weiterhin auf dem Vormarsch sein und bleiben wird, können wir das zum jetzigen Zeitpunkt für Nordic Walking noch nicht mit derselben Gewissheit bestätigen. Die ausgesprochen massive Vermarktung der Sportart Nordic Walking durch die Industrie (Stockhersteller usw.) führt möglicherweise zu einem verfälschten Bild der Entwicklungsmöglichkeiten dieser Sportart. Bleiben die bisher begeisterten Nordic Walker wirklich auch zukünftig "bei der Stange" bzw. "am Stock" oder ist zu erwarten, dass man sich an das weniger auffällige und kostspielige Walking zurückerinnert oder gar komplett aussteigt aus dieser Sportart Nordic Walking? Klar ist, dass durch Nordic Walking neue Zielgruppen erschlossen wurden: SportlerInnen, die eine Alternativsportart gesucht haben, mehr Männer und auch Kinder, die mit Nordic Walking eine Alternative bzw. Ergänzungstraining zum Joggen gefunden  haben. Soll Nordic Walking mehr als ein Trend sein, gilt es qualitativ gute Trainingskonzepte zu entwickeln, die zielgruppenspezifisch konzipiert, auf Dauer Effekte und Motivation bringen.
Da Nordic Walking noch stärker durch technische Merkmale geprägt ist als Walking, sind selbstverständlich auch mehr Fehlerquellen und damit auch mehr Beschwerdequellen existent. Umso wichtiger ist es, eine funktionell richtige Technik zu vermitteln und bei Auftreten von Fehlerbildern diese zu (er)kennen und entsprechende individuelle Lösungen parat zu haben.

Skeptiker, die anfangs Nordic Walking noch belächelt haben, sind mittlerweile verstummt. Denn inzwischen ist wissenschaftlich bewiesen, dass keine andere Sportart eine derartige Effektivität bietet, vergleichbar risikofrei und von jedermann überall leicht auszuführen ist.

Auch wir mussten uns anfangs Bemerkungen wie „Sie haben wohl Ihre Ski vergessen?“ anhören. Doch es nur eine Frage der Zeit, bis der Großteil der Bevölkerung erkennt, was Nordic Walking zu bieten hat!

Facts:
- Beim Nordic Walking werden 90 % unseres Muskelapparats beansprucht.
- Beim Nordic Walking werden bis zu 46 % mehr Kalorien verbrannt und mehr Sauerstoff verbraucht, als bei normalem Gehen mit gleicher Geschwindigkeit.
- Nordic Walking ist sehr leicht und schnell erlernbar
- Nordic Walking entlastet den Bewegungsapparat um bis zu 30% und ist daher besonders geeignet für Personen mit Knie- und Rückenproblemen
- Nordic Walking löst Muskelverspannungen im Schulter- und Nackenbereich
- Nordic Walking ist das optimale Outdoor-Training zur Gewichtsreduktion
- Nordic Walking ist fast um die Hälfte effektiver als Walking ohne Stöcke, Verbrennung von mehr als 400 kcal/h statt von nur 280 bei normalem Walking.
- Nordic Walking vermittelt ein sicheres Laufgefühl auch auf glattem Untergrund
- Nordic Walking trainiert die aerobe Ausdauer und kräftigt gleichzeitig die Oberkörpermuskulatur
- Nordic Walking verbessert die Herz- Kreislaufleistung
- Nordic Walking steigert durch den aktiven Einsatz der Atemhilfsmuskulatur die Sauerstoffversorgung des gesamten Organismus
- Nordic Walking ist die am besten geeignete Outdoor-Sportart zur Rehabilitation nach Sportverletzungen
- Nordic Walking macht einfach Spaß

Tipp:
Um die positiven Effekte des Nordic Walking 100%tig zu nutzen, sollte immer im richtigen Pulsbereich trainiert werden! Dieser Pulsbereich ist je nach Einstieg in die Sportart verschieden. Er sollte zwischen 55 % und 85 % des Maximalpulses liegen. Der Maximalpuls liegt beim Mann etwa bei 220 minus Lebensalter, bei der Frau etwa bei 226 minus Lebensalter. Idealerweise ermittelt man diese Werte mit einem Pulsmessgerät. Wird in dem ermittelten Pulsbereich trainiert, befindet man sich im aeroben Bereich, das heißt, dem Muskel steht ausreichend Sauerstoff zum Arbeiten zur Verfügung. Energie liefert dabei das im Körper vorhandene Fett und Zucker. Im anaeroben Bereich ist ausschließlich Zucker der Energielieferant. Dies führt zur Übersäuerung und damit Überbelastung des Körpers.
Im aeroben Bereich haben wir ein ausgeglichenes Säure-Basen-Milieu, was für uns einen maximalen Gesundheits- und Trainingseffekt bedeutet.

Stöcke

Gute Stöcke sollten möglichst leicht, jedoch gleichzeitig stabil und sicher sein. Gefertigt sind die Stöcke aus Fiberglas, aus Aluminium oder aus Carbon. Außerdem mischen die Hersteller die Materialien untereinander oder in Kombination mit anderen Materialien – je nachdem, welchen Zweck der Stock erfüllen soll. Stocktests sind immer wieder auch beim DWI im Internet unter www.walking.de nachzulesen. Das Material Carbon hat sich als leicht, trotzdem stabil und am vibrationsärmsten erwiesen. Die Stöcke sind in festen Längen oder auch als verstellbare Teleskop-Stöcke erhältlich. Beide Ausführungen haben Vor- und Nachteile. Teleskop-Stöcke sind variabler und bieten sich bei immer wieder wechselnden Gruppen und Personen an. Nachteile: Die Vibrationen beim Aufsetzen der Stockspitze auf den Boden sind bei den Teleskopstöcken in der Regel stärker als beim fixierten Stock. Spürbar werden diese kleinen Erschütterungen vor allem in den Hand-, Ellbogen und Schultergelenken. Hinzu kommt, dass das Gelenk, das die Längeneinstellung ermöglicht, die Stöcke instabiler machen kann. Selbst wenn man sich mit vollem Gewicht auf den Stock lehnt, dürfen sich die Gelenke nicht lösen.

Richtige Stocklänge

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die individuell passende Stocklänge zu bestimmen.
1. Die Körperlängen-Formel:  Körpergröße x 0,65
Diese Regel ermöglicht es, die individuelle Stocklänge in Abhängigkeit von Ihrer Körpergröße zu ermitteln. Dabei ist zu beachten, dass keine Körperproportionen, d.h. individuelle Rumpf-, Bein- und Armlängen berücksichtigt werden, die aber durchaus ausschlaggebend sein können für die richtige Stockwahl.
2. Der Ellbogen-Test:
Die Stöcke werden am Griff gehalten und senkrecht auf den Boden gestellt. Wenn sich zwischen Unterarm und Oberarm ein 90 Grad Winkel im Ellbogen bildet, dann sollte der Stock eine Einheit (in der Regel 5 cm) kürzer gewählt werden.
3. Der harmonische Bewegungsablauf:
Faustregeln gelten häufig, aber nicht immer. Deshalb kommt es bei der Bestimmung der optimalen Stocklänge auch auf das eigene Körpergefühl und eine Beurteilung durch einen DWI-Fachmann an. Viele Nordic Walker fühlen sich wohler, wenn die Stöcke etwas kürzer sind. Das hängt damit zusammen, dass der Armschwung und damit der Schwung des Stockes von der individuellen Schrittlänge abhängt. Wenn man entsprechend unserer Gehschule darauf achtet, dass das Knie vorne beim Fußaufsatz leicht gebeugt bleibt (aus Zwecken des Gelenkschutzes!), dann wird auch der Schritt nicht maximal lang werden. Das wiederum bedeutet, dass die Zeit, um den Stock auch nach hinten zu schwingen (die qualitativ wichtigste Schwungphase!) relativ kurz ist. Hat der Teilnehmer jetzt auch noch lange Stöcke, wird ihm eine Ausschwungphase nach hinten gar nicht mehr gelingen. Man wird mit den Stöcken vorwiegend vor oder neben dem Körper „schwingen“, was wiederum eine höhere Beanspruchung der Flektoren (Beugerketten) mit sich bringt, die bei ständiger neuromuskulärer Ansteuerung zur Mehr- und Überbelastung der dorsalen Muskelkette, vor allem der Nacken-und Halswirbelsäulenmuskulatur beitragen. Ein weiterer Vorteil der eher kürzeren Stöcke ist, dass sich die Technik mit etwas kürzeren Stöcken auch schneller erlernen lässt.
Doch auch zu kurze Stöcke können Probleme bereiten: Es kommt zu einer seitlichen Rumpfneigung beim Abdruck vom Stock, die auf Dauer unvorteilhaft und schädigend ist. Deshalb sei abschließend und im Zweifelsfall auf die individuelle Beurteilung durch den Nordic Walking-Kursleiter oder –Therapeuten hingewiesen, der den harmonischen Bewegungsablauf im Ganzen betrachten muss und entsprechend die Stocklänge beurteilen kann.
Für Könner sollten die Stöcke eher die „richtige“ lange Länge haben, da sie sonst nicht gut vorankommen, ihnen beim Abstoßen eher die 5 cm fehlen.
Vorsicht: Tempo tötet Technik!

Handschlaufen

Das besondere an den Stöcken sind ihre Handschlaufen. Deren Aufgabe ist:
- Herstellung einer festen Verbindung zum Handgelenk

- Unterstützung beim Abstoß

- eine natürliche und freie Blutzirkulation zu gewährleisten

- Übertragung des Druckes über die Schlaufe auf den Stock

- Die Verbindung von Schlaufe und Griff sorgt dafür, dass die Hand während des Trainings immer richtig positioniert ist, um die Kraft aus den Armen auf den Stock zu übertragen.